Sportliche Bewegung ist gesund und macht Spaß.

Sport - Wettkampf oder Spiel?

Beim "richtigen" Spiel gibt es nur Gewinner und keine Verlierer.

Sport ist entweder Privatsache, wie das Gebet, das man für sich allein und in einem abgeschlossenen Raum verrichtet, oder öffentlich. Das heisst, er wird gemeinsam und im Freien ausgeübt, so wie das Gebet, das gemeinsam in Gotteshäusern erfolgt. Die erstere Art der Sportausübung betrifft das Individuum selbst, während die letztere alle Menschen angeht. Sie muss von allen betrieben werden und sollte niemandem überlassen werden, sodass er sozusagen stellvertretend für die anderen Sport treibt. Es ist unbegründet, dass sich Menschenmengen in Gotteshäusern drängen, nur um einzelne oder Gruppen beim Gebet zu beobachten und ohne selbst daran teilzunehmen.




  
Beim Sport ist es wie beim Beten, Essen und dem Gefühl der Wärme oder Kälte. Es ist unsinnig, dass eine Menge von Menschen ein Restaurant betritt, nur um Einzelnen oder Gruppen von Menschen beim Essen zuzusehen. Es ist dumm, wenn Menschen ihr Bedürfnis nach Wärme und frischer Luft an Einzelne oder Gruppen von Stellvertretern delegieren. In gleicher Weise ist es unlogisch, dass eine Gesellschaft es Einzelnen oder Mannschaften gestattet, den Sport zu monopolisieren, während die Menschen insgesamt die Kosten für ein solches Monopol tragen, das Einzelnen oder Mannschaften nutzt.

 

Auch sollten die Menschen aus Gründen demokratischer Grundprinzipien Individuen oder Gruppen nicht gestatten, für sie ihr Leben zu gestalten - ganz egal, ob es sich dabei um Parteien, Klassen, Sekten, Stämme oder Volksvertretungen handelt.
 
lndividuell ausgeübter Sport ist nur für diejenigen von Belang, die ihn für sich und auf eigene Kosten betreiben. Massensport ist ein öffentliches Bedürfnis, und die Menschen sollten seine Ausübung aus physiologischen und demokratischen Erwägungen heraus nicht an andere delegieren. Physiologisch betrachtet, kann der Einzelne den·Nutzen, der ihm aus der Sportausübung für Körper und seelisches Gleichgewicht erwächst, nicht an andere übertragen. Aus demokratischen Überlegungen hat kein einzelner und keine Mannschaft oder Gruppe das Recht, Sport, Macht, Reichtum oder Waffen für sich zu monopolisieren. Sportclubs sind in der heutigen Welt die elementare Organisationsform des herkömmlichen Sports. Sie haben die Verfügungsgewalt über alle finanziellen Mittel und die Möglichkeiten, die dem Sport durch jeden Staat zur Verfügung gestellt werden. Diese Institutionen sind nichts anderes, als soziale Monopolisierungsinstrumente. Sie gleichen den diktatorischen politischen Instrumenten, die Autorität monopolisieren, sie ähneln ökonomischen Instrumenten, die das alleinige Verfügungsrecht über Reichtum insbesondere das Bankengeld beanspruchen, und sie sind wie die herkömmlichen militärischen Instrumente, die Waffenbesitz monopolisieren, ohne die Massen daran zu beteiligen. In dem Masse, wie das Zeitalter der Massen das Instrumentarium zur Monopolisierung von Macht, Reichtum und Waffen beseitigt, wird es unausweichlich auch das Monopol sozialer Tätigkeit, zum Beispiel Sport, Reitsport usw., aufheben. Die Massen, die Schlange stehen, um einem Kandidaten ihre Stimme zu geben, damit er statt ihrer ihr Leben bestimmt, gehen von einer unhaltbaren Voraussetzung aus. Nämlich, dass er sie vertritt und in ihrem Namen ihre Würde, Souveränität und Ansicht verkörpert. Jedoch werden diese Massen, die man ihres Willens und ihrer Würde beraubt, auf die Rolle eines reinen Zuschauers reduziert, indem sie zusehen, wie ein anderer das tut, was sie natürlicherweise selbst tun sollten.
 

Das gleiche gilt für die Massen, die aus Unwissenheit nicht selbst und für sich selbst Sport treiben. Sie lassen sich von den monopolitischen Instrumenten zum Narren halten, die danach trachten, sie zu verdummen und abzustumpfen. Sie lassen sich derart ablenken, dass sie sich stattdessen mit Gelächter und Beifallsbezeugungen zufrieden geben. Sport als soziale Aktivität muss den Massen zugänglich sein, wie in gleicher Weise Macht, Reichtum und Waffen der Verfügungsgewalt des Volkes unterliegen sollte.
 
Öffentlicher Sport ist für die Massen. Er stellt ein Recht für das ganze Volk dar, weil er für seine Gesundheit und Erholung nützlich ist. Es ist Dummheit, den Nutzen davon gewisse lndividuen und Mannschaften monopolisieren zu lassen, während die Massen die Möglichkeit schaffen und die Kosten für die Entwicklung des Massensports tragen. Die Tausende, die die Stadien füllen, um zu schauen, zu applaudieren und zu lachen, sind dumme Menschen, da sie diese Aktivität nicht selbst ausüben. Sie sitzen auf den Rängen, sind trage und klatschen den Helden Beifall, die ihnen die Initiative entrissen haben, die das Spielfeld und den Sport beherrschen und alle Möglichkeiten ausnutzen, die ihnen die Massen zur Verfügung stellen. Ursprünglich dienten die Haupttribünen als

Barrieren zwischen Zuschauermassen und dem Spielfeld. Das heisst: Die Massen sollten am Zugang zum Spielfeld gehindert werden. Wenn die Massen marschierend und Sport treibend sich des Zentrums der Spielfelder und freien Räume bemächtigen, werden die Stadien veröden und verfallen.
 
Dieser Fall wird eintreten, wenn den Massen bewusst wird, dass Sport eine öffentliche und gemeinschaftliche Tätigkeit darstellen sollte, die man ausübt, statt ihr zuzuschauen. Das Gegenteil, eine hilflose und apathische Minderheit, wäre vernünftiger.
 

Die Haupttribüne wird verschwinden, wenn niemand mehr da ist, um auf ihr Platz zu nehmen. Diejenigen, die nicht in der Lage sind, bedeutsame Rollen im Leben zu spielen, die sich kein Bild von der Zukunft machen können und deren Leben es an Ernsthaftigkeit mangelt, sie alle sind die unbedeutenden Menschen, die die Theater und Kinos bevölkern, um so von den Ereignissen und vom Verlauf des Lebens zu erfahren. Sie sind wie Schüler, die die Schulbank nur drücken, weil sie nicht nur ungebildet, sondern Analphabeten sind.
 

Diejenigen, die ihr Leben aktiv selbst gestallten, brauchen es sich nicht von Schauspielern im Theater oder im Kino vorspielen zu lassen. So sitzen Reiter, die die Zügel ihrer Pferde halten können, nicht· als Zuschauer auf der Haupttribüne; um Pferderennen beizuwohnen. Wenn jedermann ein Pferd besitzt, der Reiten mag, wird es niemand geben, der zuschaut und Beifall klatscht. Die sitzenden Zuschauer sind dann nur diejenigen, die noch zu hilflos sind, diese Aktivität selbst auszuüben, weil sie keine Reiter sind.
 
So bekunden die Beduinenvölker auch kein Interesse an Theater und anderen Schaustellungen; weil sie sich ein ernsthaftes Leben geschaffen haben, scheint ihnen dieses Rollenspiel lächerlich. Beduinenvölker schauen nicht Ausübenden zu, sondern nehmen selbst an Spie1en und lebensfrohen Zeremonien teil, weil sie die Daseinsberechtigung dieser Aktivitäten als natürlich anerkennen und ihrer Ausführung ihnen daher selbstverständlich ist.
 
Verschiedene Arten von Boxen und Ringen beweisen, dass sich die Menschheit noch nicht von allen Überbleibseln rohen und barbarischen Benehmens befreit hat. Sie werden notwendigerweise überwunden werden - in dem Masse, wie der Mensch die Leiter der Zivilisation emporsteigt. Menschenopfer und Pistolenduelle waren in den einzelnen Stufen der Fortentwicklung der Menschheit vertraute und übliche Praktiken. Jene barbarischen Bräuche gerieten jedoch schon vor langer Zeit in Verfall. Der Mensch lacht heute darüber und bedauert derartige Praktiken.
 

Nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten wird Boxen und Ringen das gleiche Los beschieden sein. Und je zivilisierter und verfeinerter, die Menschen werden, desto mehr werden sie die Ausübung dieser Praktiken sowie deren Forderung überwinden.

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